Kurze Pfarrgeschichte von Gempfing

Über dieses Thema informiert eine kleine Dauerausstellung im Pfarrhof Gempfing
 

Die Pfarrei

Die Pfarrei Gempfing gehörte mit allen Einkünften dem Kloster St. Walburg. Man sagt: Die Pfarrei war dem Kloster inkorporiert. Die Äbtissin war also nicht nur Grund- und Hofmarksherr, sondern auch Patronatsherr über die Kirche. Darüber informiert zum ersten Mal ein Vertrag aus dem Jahre 1324. Danach war das Kloster berechtigt, die kirchliche Abgabe, den Zehnt, für sich zu beanspruchen. Er umfasste den Großzehnt vom erwirtschafteten Getreide, den Kleinzehnt von den Hackfrüchten und Grünpflanzen und den Blutzehnt von Gänsen, Hühnern usw. Der Gemeindepriester wurde vom Kloster als sogenannter Ewigvikar (vicarius perpetuus) eingesetzt und konnte jederzeit abgesetzt werden.

Der Gempfinger Pfarrsprengel umfasste neben den Dörfern, die heute noch zur Pfarrei gehören (Überacker, Sallach, Kunding), die Filialorte Eschling, Wengen, Tödting und Etting. Außerdem waren Mittelstetten und der Langbauernhof aus Unterpeiching bis zum Jahre 1838 nach Gempfing eingepfarrt.

Aufgrund der Größe der Pfarrei war der Ortsgeistliche vergleichsweise gut bezahlt. Im Jahre 1609 bezog der Gempfinger Gemeindepriester ein Gehalt von 259 Gulden. Ein Vergleich mit den umliegenden Pfarrstellen (Bayerdilling 141 Gulden, Feldheim 73 Gulden) zeigt, wie gut die Gempfinger Pfarrstelle damals dotiert war. Über ein größeres Einkommen verfügte nur noch der Rainer Stadtpfarrer (369 Gulden). Dieser musste allerdings auch den Kaplan und den Chorregenten mitunterhalten.


Saal= und Grundt=Buch der Pfarrey Gempfing de Anno 1579"

Dieses Einkommensverzeichnis der Pfarrei Gempfing wurde im Jahre 1579 durch den Pfarrer Hieronymus Griener angelegt. Das Buch enthält auch Anweisungen zur Abhaltung der Gottesdienste. Es ist in der Dauerausstellung zu sehen, aufgeschlagen ist der Ablauf des "Leodegarischen Jahrtags".

 

Sankt Walburg/Eichstätt

Im Jahre 1035 stiftete der Edelfreie Leodegar das Kloster St. Walburg und stattete es mit zahlreichen Gütern aus, u.a. in Gempfing. Es ist die erste urkundliche Erwähnung des Ortes, der in dem Dokument noch als "Gemphingin" bezeichnet wird.

 

Pergamentmalerei aus einem Salbuch der Abtei St. Walburg von 1360 / Leodegar

Das Bild dieser Malerei aus der Abtei St. Walburg/Eichstätt ist in der Dauerausstellung im Pfarrhof zu sehen: Kniend überreicht Leodegar der heiligen Walburga das Modell des Klosters. Sie ist nicht als Nonne, sondern als Königin mit Krone und Zepter dargestellt. Rechts bittet Imma, die erste Äbtissin des Eichstätter Klosters, um die Fürsprache der Heiligen. Sie soll eine Nichte Leodegars gewesen sein.

Der Edelfreie Leodegar kann aufgrund seiner verwandtschaftlichen Verbindungen mit den Grafen von Graisbach zur vornehmsten bayerischen Adelsschicht seiner Zeit gerechnet werden. Auf einer Wallfahrt starb er in Gempfing. Deswegen hatte der Besitz für das Kloster eine über die wirtschaftlichen Aspekte hinausreichende Bedeutung. Zur Erinnerung an ihren Stifter ließen die Klosterfrauen in Gempfing einen Jahrtag abhalten. Die Dorfgemeinschaft nahm sicher in großer Anzahl am Gottesdienst teil, denn an diesem Tag wurden alle Kirchenbesucher mit Freibier und Brotzeit verköstigt.

 

Ansicht von Gempfing, um 1740

(Bild wird demnächst auf dieser Seite veröffentlicht)

An die Zeit der klösterlichen Grundherrschaft erinnert anschaulich noch ein Gemälde mit einer Ortsansicht von Gempfing aus der Zeit um 1740. Das Bild hängt im Kloster Sankt Walburg in Eichstätt. Nach Art eines Votivbildes wird der Ort dem Schutz der hl. Walburga anheim gestellt. Der Maler konzentrierte sich auf die Darstellung der drei Gotteshäuser (Pfarrkirche, Sebastianskapelle, Liebfrauenkapelle) und der unmittelbar unterhalb gruppierten Anwesen: v. l. n. r. das Präbendehaus, der Maierhof (heutiger Hauserbauer), der Taferner (heutiger Kramerhof), der Pfarrhof, das Gerichtsdienerhaus und das Hofmarksrichterhaus (heutiger Bräuhof). Die Bauernhäuser sind als einstöckige Steinbauten mit Giebeldach errichtet. Die freistehenden Stadel- und Stallbauten sind als strohgedeckte Holzbauten mit Vollwalmdach zu erkennen.

Die Gempfinger Besitzungen waren für das Kloster von enormer Bedeutung, denn sie erbrachten ein Drittel der gesamten klösterlichen Einkünfte. Außerdem berechtigte die Dorfherrschaft zur Teilnahme an den bayerischen Landtagen, wo über die Bewilligung von Steuern verhandelt wurde.

 

Die Klosterhofmark Gempfing

Das Kloster St. Walburg besaß in Gempfing neben den Ansprüchen auf grundherrschaftliche Abgaben auch noch genau festgelegte Gerichtsrechte. Die Grenzen des Gerichtssprengels wurden durch einen das Dorf umspannenden Zaun, den sogenannten Dorfetter, nach außen deutlich markiert. Der eingefasste Bezirk wurde als Hofmark Gempfing bezeichnet und stellte über Jahrhunderte hinweg ein Gebiet mit besonderem Rechtsstatus dar. Die Erhebung zur Hofmark erfolgte im Jahre 1310. – Zur Regelung ihrer Aufgaben reiste die Äbtissin ursprünglich einmal im Jahr mit ihrem Gefolge nach Gempfing. An einem der Tage wurden die Bauern in den größten Hof des Dorfes, den Maierhof, bestellt. Dort wurden alle örtlichen Angelegenheiten vor der Äbtissin verhandelt: Die Bauern brachten ihre Abgaben, aufgelassene Höfe wurden neu vergeben, alte Besitzrechte neu bestätigt usw. Noch vor dem 30jährigen Krieg wurde die Hofmarksherrschaft neu organisiert. Das Kloster setzte einen eigenen Beamten, den Klosterhofmarksrichter, ein. Er wohnte im Hofmarksrichterhaus und konnte somit die juristischen Belange vor Ort regeln.

Die Verbindungen nach Eichstätt gingen im Jahre 1806 durch die vom bayerischen Staat angeordnete Aufhebung des Klosters St. Walburg zu Ende. Mit der Säkularisation wurde der gesamte Besitz in staatliches Eigentum überführt.